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29. Oktober 2019
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Dezernat Zukunft

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Was wir lesen – Oktober 2019

3 min Lesezeit
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DEZERNAT ZUKUNFT

Der Sommer ist vorbei, das akademische Jahr hat wieder begonnen, Konferenzen, Berichte, und Aufsätze füllen unsere Kalendar und Postfächer. Hier präsentieren wir eine Auswahl an kürzlich erschienenen Texten, die wir für besonders lesenswert halten:

  • Der CreditSuisse Global Wealth Report 2019: Die Themen Ungleichheit und Kapitalwachstum stehen nun schon seit einigen Jahren im Vordergrund. Neben Thomas Piketty und seinen Co-Autoren, deren Daten auf der World Inequality Database leicht zugänglich sind, hat vor allem der Global Wealth Report des CreditSuisse Research Institute für neue Erkenntnisse gesorgt. Seit 2009 jährlich erschienen, gibt dieser einen Überblick über die weltweite sowie nationale Verteilung von Vermögen. Zu Deutschland schreibt der Bericht folgendes: “Wealth inequality is higher in Germany than in other major West European nations. […] We estimate the share of the top 1% of adults in total wealth to be 30%, which is high compared with Italy and France, where it is 22% in both cases.” Der Anteil der reichsten 1% in Deutschland ist dabei auch höher als im Vereinigten Königreich, wo er 24% des gesamtgesellschaftlichen Reichtums beträgt (S. 48).
  • Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) Berlin hat das Klimapaket der Bundesregierung, verabschiedet am 20. September, in einer Ausgabe von DIW Aktuell wirtschaftlich bewertet. Die wichtigsten Ergebnisse: in ihrer vorgeschlagenen Form ist die Ausweitung der CO2-Bepreisung auf die nicht im EU-Emissionshandel abgedeckten Sektoren Verkehr, Haushalt, Gewerbe, Handel, und Dienstleistungen vorraussichtlich zu schwach, um die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen. Insbesondere der anvisierte CO2 Preispfad ist zu niedrig, um eine ausreichende Lenkungswirkung zu entfalten. Je nach Berechnungsmethode könnte der Gebäudesektor seine Ziele erreichen, der Verkehr seine jedoch um bis zu 70% verfehlen. Auch die Verteilungseffekte des Paketes werden analysiert, jedoch ohne Einbeziehung der geplanten Subventionen auf den Austausch von Ölheizungen. Hier schätzt das Autorenteam, dass trotz Senkung der EEG-Umlage sowie Erhöhung der Pendlerpauschale die unteren Einkommen prozentual am härtesten getroffen werden.
  • Market Structure and the Macroeconomy: Konferenzbericht (pdf) der Federal Reserve Bank of Richmond. Im Mai veranstaltete die Federal Reserve Bank of Richmond—eine der 12 regionalen Federal Reserve Banken aus denen das Zentralbanksystem der USA besteht—eine Konferenz zu Wirtschaftsstruktur und Makroökonomie, bei der 11 Aufsätze zu den Themen Marktmacht und Marktkonzentration präsentiert wurden. Der Bericht liefert eine Zusammenfassung der Konferenz, sowie Interviews mit Autoren aller 11 Aufsätze, in denen deren Kernbotschaften, Policy Implikationen, und offen gebliebene Fragen bündig besprochen sind. Besonders zu empfehlen: die Interviews mit Jan Eeckhout, Esteban Rossi-Hansberg, und Gauti Eggertsson.

Zusätzlich zu diesen längeren Texten empfehlen wir folgenden Artikel aus der Financial Times vom 28. Oktober: “Central banks are still missing their inflation targets.” Er berichtet, um wie viel die wichtigsten Zentralbanken der Welt ihre Inflationsziele im letzten Jahrzehnt verpasst haben. Am weitesten am Ziel vorbeigeschossen ist dabei die Schweizer Nationalbank, die ihr Ziel um zwei Prozentpunkte pro Jahr unterschritten hat. Die EZB, mit einer durchschnittlichen Untererfüllung von 0,7 Prozentpunkten pro Jahr, liegt im Mittelfeld, knapp hinter der Federal Reserve mit einer Verfehlung von 0,6 Prozentpunkten pro Jahr. Wichtig ist dies vor allem für die Finanzplanung von Unternehmen und Haushalten: ein Unternehmen in der Eurozone, dass vor 10 Jahren Kredite aufgenommen hat und für deren Tilgung und Bedienung eine durchschnittliche Preissteigerung von 2% pro Jahr eingeplant hatte, hat nun eine Planungslücke: da die Preissteigerung über diesen Zeitraum 8% hinter der Planung zurückblieb, und damit ceteris paribus die Einnahmen, muss das Unternehmen andere Budgetposten kürzen um die Schulden zu bedienen.

Zu guter Letzt noch zwei Golden Oldies zur weiterhin schwelenden Debatte um das Grundeinkommen: ein deutscher Sammelband zum Thema bedingungloses Grundeinkommen von 2008, der drei detail- und abwechslungsreiche Aufsätze vereint, sowie ein kurzes Interview des amerikanischen Ökonomen und Nobelpreisträgers Milton Friedman zur negativen Einkommensteuer (Youtube).

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