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7. April 2018
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Wo ist die Inflation geblieben?

2 min Lesezeit

DEZERNAT ZUKUNFT

Mit Inflation bezeichnet man die Teuerungsrate oder Preissteigerung von Gütern. Spricht man von ‚der Inflation‘, meint man meistens einen Durchschnittswert, der abzubilden versucht, wie viel die Preise in unserer Wirtschaft gestiegen sind. Die Inflation bewegte sich Anfang des Jahres mit 1.3% weiterhin unter dem Zielwert von 2% (siehe Chart).

Wie definiert die EZB Inflation?

Die EZB misst Inflation anhand des Harmonised Index of Consumer Prices. Dieser schließt alle Güter ein, für die Haushalte direkt bezahlen, von täglichen Konsumgütern wie Butter oder Milch, hin zu Dienstleistungen wie Haarschnitt oder Handwerker bis hin zu Anschaffungen wie einer Waschmaschine oder eines Laptops und durchgehenden größeren Ausgaben wie Miete oder Versicherung. Nicht enthalten sind Ausgaben von Hauseigentümern für ihre Unterkunft oder auch Ausgaben, die vom Staat übernommen werden, zum Beispiel im Bereich Ausbildung oder Gesundheit.

Dienstleistungen als größter Faktor

Spezifisch setzt sich der Inflationsindex der Eurozone aus Dienstleistungen (‚Services‘), Industrieprodukten (exklusive Energie), Energie und Essen, inklusive Alkohol und Tabak, zusammen. Services haben das größte Gewicht, sie stellen 44% der Güter im imaginären Inflationswarenkorb der EZB dar. Über die letzten drei Jahre wirkte dieses Gewicht auch immer positiv, jedoch im Durchschnitt nur 0.53%, also nicht ausreichend, um das Inflationsziel zu erreichen.

Daten: Eurostat

Wankelmütiges Öl

Wenn man sich jedoch ansieht, welche Gütergruppe über Zeit am meisten Veränderung im Preis aufweist, dominiert Öl. Der Anstieg des Ölpreises zu Beginn von 2017 hat so auch zu einem temporären Anstieg der Inflation geführt, war aber nicht von Dauer.

Daten: Eurostat

Da der Ölpreis weder von Akteuren in der Eurozone bestimmt wird noch durch die EZB beeinflusst werden kann, ist er auch nicht der geeignetste Kandidat, um das Inflationsziel dauerhaft auf Kurs zu halten.

Und dann waren da noch die Finanzanlagen

Neben der von der EZB gemessenen Inflation in den erwähnten Bereichen, gibt es natürlich auch Preisveränderungen bei anderen Gütern. So konnte man in der letzten Zeit beobachten, dass die Preise mancher Güter, die sich gut als Finanzanlagen eignen, stark angestiegen sind. Man spricht hier von Asset Price Inflation.

Ein Beispiel dafür sind Immobilienpreise in der Eurozone, die in den letzten drei Jahren deutlich stärker als die von der EZB gemessene Inflation gestiegen sind:

Daten: Eurostat

Unterscheiden sich die Inflationsraten verschiedener Güter so wie im Beispiel oben, hat das Verteilungseffekte: Die Immobilie eines Hausbesitzers ist sehr viel mehr im Wert gestiegen, als der Wert des Kontos eines Sparers (wobei man hier etwas Birnen mit Äpfeln vergleicht, da eine Immobilienanlage sehr viel mehr Aufwand und Risiko beinhaltet als ein Sparkonto, auf das man kurzfristig und unkompliziert zugreifen kann).

Wo die Inflation geblieben ist, kommt also darauf an, wo man nach ihr sucht. Es gibt sie durchaus, mal wankelmütig durch Öl oder durchgehend in Finanzanlagen. Ein offensichtlicher Trend hin zu substantiell höherer Inflation in der gesamten Wirtschaft ist momentan jedoch nicht zu erkennen.

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